Entgegen der weitläufig verbreiteten Vorurteile, Polen seien faul und klauen alles was nicht angebunden ist, sind sie absolute Familienmenschen, sehr traditionsverbunden und feiern auch gern. In den polnischen Traditionen spiegelt sich immer auch die Religion und besonders die katholische Kirche wieder. Immerhin 87% der polnischen Bevölkerung sind Katholiken. Da wundert es auch nicht, dass der Kalender viele katholische Feiertage beinhaltet.
In Polen wird die Kirche noch groß geschrieben. In schwierigen Situationen und Krisen suchen die meisten Polen noch immer vorrangig den Rat Gottes.
Besonders in den ländlichen Gegenden werden die nationalen und regionalen Bräuche aufrechterhalten. Zu den wichtigsten polnischen Feiertagen zählen der Jahrestag der Unterzeichnung der ersten polnischen Verfassung vom 03. Mai 1791 und der Unabhängigkeitstag am 11. November. An diesen beiden Feiertagen, die gesetzlich freie Tage sind, finden Umzüge, Volksfeste und Konzerte statt.
Neben den Kirchenfeiertagen Ostern, Weihnachten und Fronleichnam gibt es noch viele andere Festtage, wie beispielsweise das kaschubische Bootsfest oder der Dominikaner Jahrmarkt in Danzig, welcher bereits seit 750 Jahren stattfindet. Dieser ist eine Mischung aus Flohmarkt und Volksfest und dauert drei Wochen an. Zu Fronleichnam werden große, imposante Prozessionen abgehalten.
Am 01. November finden vielerorts sogenannte Friedhofsfeiern statt. Die Polen gedenken an Allerheiligen nicht nur den Toten sondern auch ihren Helden. Zu deren Ehren werden die Friedhöfe in ein Meer von Lichtern und Blumen getaucht.
Zum Feiern gehören in Polen oft auch traditionelles Essen und Trachten. An den christlichen Hochfesten Ostern und Weihnachten gibt besondere kulinarische Delikatessen.
An Heilig Abend isst man in Polenl ein mehrgängiges fleischloses Festmahl. Dieses besteht aus bis zu zwölf Speisen inklusive Karpfen, Backobst, Pilzen, Erbsen, Reis und Mohn, welche sich unter anderem auf die zwölf Jünger beziehen sollen und von denen jeder Gast alles zumindest mal probieren sollte. Nach altem Brauch bleibt am Tisch ein Platz frei, falls noch ein unerwarteter Gast erscheint. Um Mitternacht endet dann die Fastenzeit und nach der Mitternachtsmesse, welche von der ganzen Familie besucht wird, kommt der Wodka auf den Tisch.
Indessen wird der Ostersonntag mit einem feierlichen Osterfrühstück begangen. Dabei dürfen polnische Weißwurst und Eier mit Schinken genau so wenig fehlen, wie das Święconka.
Das ist ein Korb voller Speisen, welche zuvor im Gottesdienst gesegnet wurden. Traditionelle Bestandteile sind Ostereier, ein Kuchen in Form eines Lamms, Butter, Brot, Wurst, Meerrettich, Pfeffer und Salz. Das Salz wird symbolisch für den Schutz der Speisen vor dem schlecht werden dazugegeben.
Am Ende des Osterfestes steht der polnische Ostermontag, oder auch der Śmigus Dyngus. An diesem Tag werden im ganzen Land Frauen mit Wasser bespritzt oder begossen. So eigenartig wie das auch klingt, hat auch dieses eine lange Tradition, welche die Polen mit Freude aufrechterhalten.
Alles in allem kann sind die Polen also religiöse und feierfreudige Familienmenschen die ihre Traditionen pflegen. Wer die polnische Gastfreundschaft einmal selbst erfahren möchte, sollte sich vorab über die jeweiligen Gegebenheiten am Reiseort informieren, um dann nicht zuletzt ahnungslos wie ein begossener Pudel dazustehen.